Valencia die Großstadt

Was für ein Tag.

Eigentlich wollte ich heute viel Zeit am Schreibtisch verbringen um mal so einiges wegzuarbeiten. Doch manchmal kommt es anders als man denkt.

Gegen 11 Uhr fällt meiner Freundin auf, dass der ganze Flur im Erdgeschoß 5 cm unter Wasser steht. Wir, die im dritten Stock wohnen, haben also erstmal das ganze Haus zusammen geklingelt. In einer Art Abstellraum, wo normalerweise die Fahrräder stehen war ein Wasserrohrleck aus dem es seit mindestens einer Stunde nur so heraussprudelte.

Der Nachbar aus dem 2. Stock, der beruflich Industriemechaniker ist, wusste natürlich sofort wo die Hauptleitung für unser Haus ist: In der Parallelstraße hinter unserem Haus. Wir also hin gerannt und festgestellt, dass die Rohrzange die wir hatten zu klein war. Schnell rannte ich zum Zapatero (Schumacher) zwei Straßen weiter, der auch tatsächlich einer größere Rohrzange hatte.

Als wir dann mit Mühe und Not den Hahn zu gedreht hatten und wieder im Hauseingang angekommen waren, kamen auch andere Nachbarn zusammen und halfen sofort das Wasser auf die Straße zu schippen.

Das erste Problem relativ schnell gelöst, dachte ich schon jetzt wird alles gut. Auf dem Weg zurück zum Zapatero fuhr mir ein kleiner VW Bus fast über die Füße und ihm hinterher mit Blaulicht und Sirene ein Polizeiwagen. Ich kam nur eine Ecke weiter bis ich Schreie hörte, stehen blieb und sah wie ein großgewachsener Mann im vollen Sprint auf mich und zwei andere Personen zu rannte. Hinter ihm der Polizist aus dem Wagen.

Als ich noch dachte “Was soll ich machen?” und für mich entschied “gar nichts!” stellte ein (über)eifriger Passant dem Flüchtenden im vollen Lauf ein Bein. Dieser fiel wild taumelnd, etwas in der Hand haltend, direkt vor meine Füße. Der Polizist sprang so heftig auf den Flüchtenden, dass er in der Aktion seinen Pistolengürtel verlor, der auch direkt neben mir liegen blieb. 5 Sekunden später kamen 3 weitere Polizisten dazu und nahmen den Flüchtenden fest.

Weil ich nicht blöd glotzen wollte, habe ich mich dann auch direkt verdrückt. Zurück am Haus waren alle total aufgeregt wegen des Wasserschadens und ich sagte nur “ihr wisst gar nicht was mir gerade passiert ist.”

Das war eine neue Seite von Valencia, die ich heute kennen gelernt habe. Valencia die Großstadt. Aber auch die Menschen haben mich heute sehr überrascht. Die Fähigkeit, extrem spontan zu reagieren, ein ganzes Haus, dass sich in kürze zusammenfindet und ein Wasserleck fixt. Die Bereitschaft sich schnell zu organisieren und mobilisieren, aber auch der anonyme Passant, der der (nicht sehr gern gesehenen) Polizei zur Hilfe kommt. Das alles sind Dinge über die ich viel nachgedacht habe heute.

Den Tag werde ich bestimmt so schnell nicht vergessen.