Behördengänge.

Als ich heute mal wieder in die Universität ging um mich mit meinem Professor zu treffen (Ich schreibe nur noch meine Masterarbeit und habe keine Vorlesungen mehr, deswegen bin ich da nicht so oft), kam ich in eine Situation die mich inspirierte einen Artikel zu schreiben. Ich bin natürlich nicht der Erste der auf eine solche Idee gekommen ist, schon Sancho Esel hat einen äußerst lesenswerten Artikel über Behördengange (in seinem Fall die Post) geschrieben.

Eine Bild der spektakulären Post in ValenciaDie Poststelle von Valencia – Foto von poastro

Ich persönlich habe bisher fast immer großes Glück gehabt wenn ich mich mit der hiesigen Bürokratie auseinandersetzen musste. Mein Bankkonto hat eine Bekannte für mich eröffnet, die bei der Bank arbeitet, und meine “NIE” (Número de Identidad de Estranjero – Ausländeridentifikationsnummer) habe ich auch nur relativ unkompliziert beantragen können, weil kurz zuvor ein neues Amt für diese Fälle eröffnet wurde und ich einer der ersten war der davon wusste.

Aber die Geschichten, die man in so manchen Auswandererforen liest sind wirklich beängstigend. Ich kann mir kaum vorstellen, wie einige Deutsche die, sagen wir mal nach Mallorca auswandern und außer Hola und Gracias kein Spanisch sprechen, so etwas geregelt bekommen.

Drei ganz einfache goldene Regeln sollte man befolgen:

1. Zeit nehmen und schon morgens früh hingehen.
Man denkt ja als Deutscher immer, dass der Durchschnittsspanier nicht vor 10 Uhr das Bett verlässt, dann mal eben bis 14 Uhr arbeitet, dann nachmittags wieder länger macht und abends spät ins Bett geht. So etwas gibt es, ja! Ist aber nicht die Regel. Wenn man einen Behördengang vor sich hat und die Behörde öffnet um 8 Uhr morgens, dann kann es ratsam sein sich schon um halb 8 in die Schlange zu stellen und nicht erst um halb 12, denn dann kommt man eventuell nicht mehr dran. Spanier sind ganz flinke Frühaufsteher wenn es um manche Dinge geht.

2. Alle Dokumente mitnehmen plus doppelte Kopien.
Es gibt nichts schlimmeres als wenn man zwei Stunden warten muss und der Antrag dann auf Grund einer blöden Kopie nicht durchgeführt werden kann. Selbst wenn neben jedem Schreibtisch in einer spanischen Behörde ein Kopierer steht werden keine Kopien vor Ort gemacht. Auch nicht mit viel “bitte, bitte”.

3. Offensiv sein und alles hinterfragen.
Ähnlich wie in einer spanischen Bar muss man offensiv sein. Man wartet nicht bis der Barmann fragt: “Was hätten Sie denn gern?” Man ruft ihm einfach schon mal quer durch den Raum “dos cervezas” zu.

Als ich heute in der Uni, um auf meine Einleitung zurückzukommen, über eine Art Thekenfenster in das Sekretariat blickte in dem 4 Personen an Schreibtischen saßen, einer telefonierend, die anderen drei stumm auf Monitore guckend, war ich auch erst versucht geduldig abzuwarten. Ich wollte nicht störend durch den Raum fragen, immerhin war einer ja am telefonieren. Nach einer unangenehmen Minute wurde mir klar, dass das so nicht geht und ich fragte einfach quer durch den Raum. Die Antwort kam auf die gleiche Weise zurück. Zack, die Sache war erledigt. Ich glaube ich hätte da 5 Minuten stehen können und wäre ignoriert worden, wenn ich nicht in die Offensive gegangen wäre.

Anderer Punkt. In einer spanischen Behörde kann man keine Information erwarten, die man auch nicht erfragt hat. Persönliches Beispiel:

Bearbeiter: “Das machen wir hier nicht, da müssen Sie zu FIliale X gehen”
Ich: “Ach so, wo ist das denn?”
Bearbeiter: “In der Calle Y”
Ich: “Ok dann gehe ich da am besten sofort hin”
Bearbeiter: “Vale
Ich: “Ach so, ich brauche aber keiner Termin oder so, wenn ich da jetzt sofort hingehe?”
Bearbeiter: “Einen Termin brauchen sie nicht, aber jetzt haben die bereits geschlossen, da müssen Sie morgen hin.”

Hätte ich also nicht mindestens ein bis zwei Mal genau nachgefragt, wäre ich zur Filiale X gelaufen und hätte diese geschlossen vorgefunden. Wenn man sich allerdings einmal mit den Eigenheiten angefreundet hat funktioniert alles relativ gut. Dazu irgendwann mehr.

4 Gedanken zu „Behördengänge.

  1. Pingback: Schlangestehen. | Inside Valencia

  2. Hallo, Dein Artikel hat mir sehr gut gefallen. Entspricht wohl voll und ganz der spanischen Mentalität. Vielleicht kannst Du mir ja so in meinem Anliegen weiterhelfen. Am kommenden Sonntag fliege ich mit meiner Tochter nach Spanien. Wir müssen nach Valencia auf den Friedhof, weil dort der Papa liegt. Wir würden gerne mit dem Onkel Kontakt aufnehmen, aber die Handy Nr. und E-Mail Adresse die ich immer von ihm hatte sind nicht mehr aktuell. Die Adresse wohin er 2006 mit uns gefahren ist, habe ich leider überhaupt nicht. Kannst Du mir vielleicht sagen, an welches Amt wir uns wenden müssen um seine aktuelle Anschrift zu erhalten. Ich finde im Internet nur Adressen für Ausländer usw. aber nicht über die Meldebehörde in Valencia über einheimische Bürger. Übrigens, ich spreche sogut wie kein Spanidsch. heul…………
    Lieben Gruß aus Deutschland
    Rita

  3. Pingback: Schlangestehen. - Inside Valencia/BarcelonaInside Valencia/Barcelona

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert